Im Dezember 2017 veröffentlichte Facebook die Messenger App für Kids. Seit Februar diesen Jahres gibt es sie auch im Google Play Store. Grund genug für Dr. Alicia Blum-Ross  vom Department of Media and Communications  der London School of Economics and Political Science über eine Social Media App speziell für Kinder nachzudenken. In zwei Blogeinträgen durchleuchtet sie Vor- und Nachteile einer solchen App.

Im ersten Teil beschäftigt sich Alicia Blum-Ross mit dem positiven Potential, welches eine speziell entwickelte Social Media App für Kinder haben könnte. Insbesondere für unter 13 Jährige ergebe sich hier eine Möglichkeit soziale Netzwerke zu nutzen und digitale Fähigkeiten gemeinsam mit ihren Eltern zu entwickeln, so das Argument von Ross.

Die Messenger Kids App ist eine Erweiterung für die normale Facebook App, die es Eltern erlaubt, Accounts für ihre unter 13 Jährigen Kinder (die auf Grund der Facebook Richtlinien keinen eigenen Account haben dürfen) zu erstellen. Durch die Einstellung in der App – die von Eltern vorgenommen werden – können Eltern Kontakte bestimmen, mit denen ihre Kinder im Messenger in Kontakt treten. Neben dem Chatten sind hier auch Video-Anrufe möglich.

Vorteile:

Für Alicia Blum-Ross ist der Facebook Kids Messenger eine gut durchdachte App. Da Kinder diese Netzwerke auch trotz elterlichem Verbot nutzen oder die Richtlinien durch falsche Angabe ihres Geburtsjahres umgehen, handelt es sich um eine sinnvolle, praktische App. Dennoch muss die die App, die designet wurde um einen sichereren Weg des Verbundenseins zu ermöglichen, erst noch zeigen, ob sie wirklich besser ist als andere.

Neben der sicheren Kommunikation will die App auch die Brücke zu den Eltern schlagen. Einer der größten Hürden für Eltern sich in das digitale Leben ihrer Kinder einzuklicken ist, dass es vielen Eltern schwer fällt, digital Schritt zuhalten und den Überblick über das Angebot an Apps zu behalten. Hier knüpft die Facebook App an, indem sie die Eltern da abholt, wo sie ohne hin schon sind – bei Facebook. Die Sprache ist ebenfalls für Eltern verständlich. Das soll es Eltern und Kindern erleichtern gemeinsam ins Gespräch zu kommen und den Elternwird ermöglicht eine Mentor-Funktion einzunehmen. Weil die Eltern die Kontakte, aber nicht den Inhalt der jeweiligen Nachrichten, kontrollieren können, haben sie die (relative) Kontrolle über die App. Alles in Allem könne der Messenger Kids ein Weg sein, damit Kinder in geschützter Umgebung mit Freunden und Verwandten online in Kontakt treten.

Nachteile:

Ein wichtiger Punkt bei Facebook ist die Datensicherheit. Auch wenn Facebook versichert, dass es keine Werbung im Messenger Kids geben wird und auch keine Daten verkauft werden, ist sich Blum-Ross sicher, dass Facebook Daten sammelt und verwenden wird um ihr ,,Angebot zu verbessern“.  Für Blum-Ross könnte das bedeuten, dass auf Grundlage der Daten maßgeschneiderte Instagram und ,,reguläre“ Facebook Accounts warten, sobald die Kinder 13 werden. Auch wenn es nach Angaben von Messenger Kids keinen automatischen Transfer von Dienstleistungen oder das Erstellen von Accounts gibt ist nicht auszuschließen, dass dies zukünftig passiert.

Keine Werbung dritter kann aber auch bedeuten, dass die App Werbung für Facebook an sich ist. Das hängt für Blum-Ross auch damit zusammen, dass Facebook Schwierigkeiten hat jüngere Nutzer zu akquirieren. Kinder kommen in Kontakt mit Facebook und machen Erfahrungen damit, indem sie beginnen die Möglichkeiten zu verstehen, die Facebook ihnen bietet.

Am meisten beunruhigt Blum-Ross aber der Gedanke, dass Unternehmen dem Vorbild von Facebook folgen und einen ,,Krieg“ um die Aufmerksamkeit für unter 13-Jährige führen könnten. Ob man Facebook nun das Engagement für eine Jünger Zielgruppe glaubt oder nicht, es wird Firmen geben, denen eine Verantwortung egal ist – und das ist das Hauptproblem der App. Blum-Ross zufolge bliebe zu hoffen, dass Facebook unabhängige Evaluationen durchführt und deren Forschungsergebnisse transparent machen wird, um dazu beizutragen die Bedürfnisse der Kinder besser zu verstehen.

Die Orginal Blogeinträge auf English:

Nachteile: http://blogs.lse.ac.uk/parenting4digitalfuture/2018/03/16/against-facebooks-messenger-kids/

Vorteile: http://blogs.lse.ac.uk/parenting4digitalfuture/2018/03/14/for-facebook-messenger-kids/

 

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