Nach der ersten repräsentativen empirischen Untersuchung, wie Heranwachsende zwischen 9 und 16 Jahren sowie ihre Eltern die Online-Sicherheit von Kindern und Jugendlichen wahrnehmen, wurde nun eine Folgestudie veröffentlicht. Der Jugendmedienschutzindex 2022 beleuchtet die Sorgen, Einstellungen, Fähigkeiten und das Handeln in Bezug auf negative Online-Erfahrungen. Die Erkenntnisse sollten die Weiterentwicklung des Jugendschutzes im Online-Bereich stärken.

Die Ergebnisse zeigen auf, dass 77 Prozent der Eltern in Deutschland sich um die Onlinesicherheit ihrer Kinder sorgen. Vor allem Eltern von 11- bis 14-Jährigen zeigen sich besorgt. Dabei stehen beängstigende Inhalte, Interaktionsrisiken und Nutzungszeiten im Vordergrund. Kinder und Jugendliche haben insbesondere Angst, Opfer von Lästereien, Beleidigungen oder Hassnachrichten zu werden. Im Vergleich zu 2017 fällt auf, dass die Sorgen der Eltern gestiegen sind, während mehr Kinder und Jugendliche negative Erfahrungen gemacht haben.

Bezüglich der Einstellung zum Jugendmedienschutz geben 71 Prozent der Eltern an, dass ihnen der Schutz von Kindern bzw. Jugendlichen wichtiger ist als ein leichter Zugang zu allen Online-Angeboten. Auch die Heranwachsenden stimmen hier überwiegend zu. Dabei werden technische Schutzmöglichkeiten eher für die jüngere Altersgruppe (9 bis 11 Jahre) eingesetzt. Dabei sehen sich 92 Prozent der Eltern selbst in der Pflicht, ihre Kinder im Netz zu schützen, sehen aber weitere Akteur*innen in der Mitverantwortung. Allerdings ist im Vergleich zu 2017 für Eltern der freie Zugang zu allen Online-Angeboten deutlich wichtiger geworden, welches die teilhabeorientierte Grundhaltung deutlich stärkt.

Die Einschätzung, wie ausgeprägt die Fähigkeit der allgemeinen Online-Kompetenzen von Kindern und Jugendlichen ist, unterscheidet sich zwischen Eltern und Kindern kaum. Die Fähigkeit, mit negativen Online-Erfahrungen umzugehen, bewegt sich im Bereich mittel bis gut und wird höher geschätzt, je älter die Kinder sind. Das gilt sowohl für die Selbsteinschätzung der Kinder als auch für die Einschätzung durch die Eltern. Die Fähigkeit der Eltern, sie bei negativen Online-Erlebnissen zu unterstützen, schätzen die Kinder mit zunehmendem Alter geringer ein. Hier ist keine Veränderung zu 2017 festzustellen. Allerdings ist die Kenntnis von Hilfsangeboten seit 2017 deutlich zurückgegangen.

Die Studie zeigt zudem in insgesamt rückläufiges Engagement der Eltern in Bezug auf den Schutz ihrer Kinder vor Online-Risiken. Nur Eltern von 9- bis 10-Jährigen engagieren sich gleichbleibend hoch wie 2017. 

Was bleibt als Grundlage für weitere Diskussionen und Maßnahmen erhalten?

  • Während die Wahrnehmung von Risiken steigt, ist ein Rückgang von medienerzieherischem Handeln und Informationsverhalten erkennbar.
  • Konflikte zwischen Schutz- und Teilhabeorientierung der Eltern.
  • Eltern wünschen sich mehr Verantwortungsübernahme, stimmen konkreten Maßnahmen eher weniger zu.
  • Eltern schreiben sich selbst eine hohe Verantwortung zu, aber ihr Engagement diesbezüglich ist rückläufig.

Die gesamte Studie kann hier abgerufen werden.

 

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